Positionspapier zur Unvereinbarkeit der christlichen Werte der Mitglieder in einer dem Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften e.V. (BHDS) angehörigen Bruderschaft mit der Mitgliedschaft in der Partei Alternative für Deutschland (AfD)

 

Der Hauptvorstand des BHDS beschließt:

Die christlichen Werte der Mitglieder in einer dem BHDS angehörenden Bruderschaft sind mit der gleichzeitigen Mitgliedschaft in der AfD unvereinbar!

Begründung:

Vorbemerkung
Der BHDS besteht aus Schützenbruderschaften, Gilden, Gesellschaften und Vereinen, die sich zu einem im Geiste der Ökumene offenen Verband in der katholischen Kirche auf freiwilliger Grundlage zusammengeschlossen haben. Der Verband ist von der katholischen Kirche als kirchlicher Verband anerkannt.

Als katholischer Verband, der das christliche Menschenbild teilt, steht der BHDS mit seinen Zielen und Idealen, insbesondere mit der Verwirklichung seines Wahlspruchs „Für Glaube, Sitte und Heimat“ den Zielen und Inhalten der AfD entgegen. Inhalt und Ziele beider Organisationen schließen sich gegenseitig aus.

Glaube
Der Bund steht für ein Bekenntnis des Glaubens im ökumenischen Geiste und fördert das kirchliche Engagement.

Dabei gehört für den Bund nicht nur die Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnis-freiheit zum Kern des Glaubens, sondern auch die Freiheit der Religionsausübung. Dies zeigt sich durch das in unserem Aktionsprogramm definierte kirchliche Engagement. Es ist ein wesentliches Zeugnis des Schützenwesens, die Ausübung kirchlichen Engagements offen und nach außen zu zeigen. Das Handeln und das Engagement der Bruderschaftsmitglieder sind elementar mit der Freiheit der Religionsausübung verbunden.

Die vollumfängliche Anerkennung der Freiheit der Religionsausübung ist seit dem II. Vatikanischen Konzil auch Lehrposition der katholischen Kirche.

Die AfD ist demgegenüber nicht bereit, die Religionsfreiheit so umfassend zu gewährleisten, dass sie auch die Freiheit der Religionsausübung umfasst.

In ihrem Grundsatzprogramm bekennt sich die AfD nur zur Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit. Sie fordert jedoch, „der Religionsausübung durch die staatlichen Gesetze, die Menschenrechte und unsere Werte Schranken zu setzen“ (Grundsatzprogramm AfD, S. 48).

Für den Bund gehören nicht nur die Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit zum Kern des Glaubens, sondern elementar auch die Freiheit der Religionsaus-übung. Ein Verständnis der Religionsfreiheit, diese auf die Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit zu reduzieren und sich vorzubehalten, die Freiheit der Religionsausübung zu beschränken, ist mit dem Glaubensverständnis des BHDS nicht vereinbar.

Sitte
Christliche Sitte und Kultur prägen die Arbeit des BHDS. Ein Wesensmerkmal ist das soziale Engagement als Ausdruck christlicher Nächstenliebe. Die grundlegenden christlichen Werte, allem voran die Nächstenliebe ohne Ansehen der Person, der Herkunft, des Geschlechts, des Glaubens, der sexuellen Orientierung oder der Hautfarbe, bilden das Fundament des Einsatzes der Schützen, nicht eine Ideologie des Nationalen und der Ausgrenzung Andersartiger.

In den programmatischen Texten der AfD ist keine eigenständige und programmatische, die Identität stützende Bezugnahme auf das Christentum, auf das christliche Menschenbild oder auf christliche Werte festzustellen.

Die wenigen Bezüge auf das Christentum sind zweckorientiert und instrumentalisieren das Christentum für eine Ideologie des Nationalen. Die christlichen Kirchen werden im Grundsatzprogramm der AfD nur einmal erwähnt, nämlich als Vertreter eines `toleranten Nebeneinanders der Religionen´(GP, S. 50). Inwiefern die christlichen Kirchen solche Toleranz üben, was sie bedeutet und inwiefern sie Grenzen kennt, wird nicht dargelegt (Heimbach-Steins, Grundpositionen der Partei „Alternative für Deutschland“ und der katholischen Soziallehre im Vergleich, Münster 2017, S. 25).

Heimat
Die Wurzeln des Schützenwesens liegen im Herzen Europas. Dort haben sich, weit vor der Gründung der Nationalstaaten in ihrer heutigen Form, die Schützengilden entwickelt. Die Schützen in vielen Ländern Europas eint damit diese Tradition über die Grenzen der Nationalstaaten hinweg. Heute kommt dies im Miteinander der Schützen in der Europäischen Gemeinschaft Historischer Schützen (EGS) zum Ausdruck. Die Liebe zur Heimat hat für Schützen damit auch immer eine europäische Dimension.

Schützen leisten durch das Miteinander in Europa einen wesentlichen Beitrag für ein friedensstiftendes Europa und können ohne Übertreibung als bedeutende europäische Friedensinitiative bezeichnet werden.

Damit weitet sich der Heimatbegriff der Schützen weit über die lokalen oder nationalstaatlichen Grenzen hinaus auf eine nationen- und staatenübergreifende europäische Verbindung.

Auch die kirchlichen Dokumente der jüngeren Vergangenheit betonen den friedenschaffenden und friedenstiftenden Charakter der europäischen Einigung (u.a. Papst Franziskus-Rede vor dem Europarat S. 65, DBK 2007: 9,14).

Demgegenüber ist das Heimatbild der AfD geprägt von Ausgrenzung nichtdeutscher Einwohner*innen und Einwander*innen.

Die antieuropäische Haltung der AfD und ihr Heimatverständnis stehen in diametralem Gegensatz zur katholischen Soziallehre (Heimbach-Steins, Grundpositionen der Partei „Alternative für Deutschland“ und der katholischen Soziallehre, Münster 2017, S. 46).

Schlussfolgerung
2017 hat die Deutsche Bischofskonferenz festgestellt: Eine Politik, die Fremdenfeindlichkeit schürt, von Angst gegen Überfremdung lebt, einseitig nationale Interessen betont, ein nationalistisches Kulturverständnis pflegt und Grundfreiheiten in Frage stellt, ist mit einer christlichen Haltung nicht vereinbar.

Der BHDS als anerkannter Verband in der katholischen Kirche teilt die Haltung der Deutschen Bischofskonferenz. Deshalb sind die gleichzeitige Mitgliedschaft in einer dem BHDS angehörenden Bruderschaft und der Partei „Alternative für Deutschland, in der jungen Alternative oder anderen rechtspopulistischen, rechtsradikalen und rechtsextremen Organisationen“, nicht miteinander vereinbar. Dies gilt auch für alle Extrempositionen aus dem linken Spektrum.

Gerade in der heutigen Zeit, in der rechte Populisten unter dem Deckmantel der Heimatverbundenheit Grenzen abschotten wollen und Fremdenhass schüren, zeigen wir, dass unsere Werte auf Miteinander setzen und nicht auf Ausgrenzung. Daher treten wir rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen, ob aus dem linken oder rechten Spektrum, entschieden entgegen. Respekt, Ehrlichkeit und Toleranz gehen in unserem Verband fest einher mit unserem Leitgedanken „Für Glaube, Sitte, Heimat“. Wir sind heimatverbunden – weltoffen – zukunftsorientiert.

Der Vorstand

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